Der Garten Eden - ein Paradies?



Wir wissen es nicht. Ein einst berühmter Garten Venedigs - der Garten Eden - liegt im Dornröschenschlaf. 
Ridotto Sagredo-Barbarigo oder aber Casino Sagredo wird das Gebäude am Rio Croce auf der Giudecca genannt. Eine kleine Brücke führt zum verschlossen Tor, Garten Eden steht am Klingelknopf - ganz biblisch ist auch hier der Eintritt ins Paradies versperrt.

1884 kauften das Ehepaar Caroline und  Frederick Eden - welch ein Synonym - das Gelände, bestehend aus ramponierten Steinfiguren, Obstgarten, Artischockenfeldern, Zypressen und Blumenrabatten. In den folgenden Jahren gelingt  die Verwandlung  in ein englisches Gartenparadies voll mit Statuen, Bäumen und Sträuchern und der berühmten Pergola. (Eden schrieb ein Buch darüber " A garden in Venice" - 1903, exakt 100 Jahre später neu aufgelegt). 

Sir Eden ist reich, seine Frau Caroline die Schwester der berühmten Malerin und Gartenarchitektin Gertrude Jekyll, der Lebenstil des gut betuchten künstlerischen Jetsets der Jahrhundertwende kann nun Einzug halten im Garten Eden. Henry James, Proust und Rilke sind unter den Gästen. Eleanore Duse und Gabrielle d'Annunzio lustwandeln hier. 

 
Der junge Jean Cocteau - mit seiner Großmutter auf Italienreise - verliert hier seinen Freund Raymond Laurent. Dieser erschießt sich nach einem Streit mit einem Amerikaner im Garten Eden auf höchst dramatische Weise auf den Stufen der Basilika Santa Maria della Salute. Trotzdem galt der Garten Eden eine zeitlang als das, was man heute eine Topdestination für Gays nennen würde.




Im Frühling 1910 schwärmt Rilke in Briefen an Maria v.Thurn und Taxis von den  zahllosen Schmetterlingen im Garten.
Nach dem Tod von Caroline Eden im Jahre 1928  erstand ein englischer Industrieller den Besitz für die griechische Königin Aspasia. Deren Tochter Alexandra, kurzzeitig als Gattin von Peter II. Königin von Jugoslawien, danach wohl eine unglückliche Existenz als Exfrau eines Exkönigs, übernahm den ererbten Besitz. Die Gerüchte besagen, Alexandra hätte hier bis 1973 gelebt, einsam, langsam in geistige Umnachtung fallend.


In den Siebzigern taucht Friedrich Stowasser, vulgo Friedensreich Hundertwasser, österreichisches Multitalent und Ökofreak, als Bewohner des Gartenhauses auf. Schaudernd wird der Niedergang der englischen Pracht kolportiert - eine Art Biodschungel mit Naturlatrine scheint ungehindert zu wuchern. Hundertwasser stirbt 2000 - seither scheint das Geheimnis um den Garten Eden gut gehütet.


 Quellen: www.fictionalcities.co.uk
            www.tramenzinimag.blogspot.co.at
            www.venice.jc-r.net
 Lit.:    A garden in Venice (Autor: Frederick Eden)