Guidecca

Auf der Giudecca, dem langezogenen Inselchen jenseits des breiten Canale Giudecca, im Süden Venedigs, läßt es sich gut in Ruhe flanieren. Hier herrscht nicht allzuviel Pracht - von den Zentralvenezianern ein bißchen naserümpfend behandelt, ein "einfache Leute" Stadtteil. 
Nun gut, am östlichsten Zipfel liegt das berühmte  Hotel Cipriani und bei Gott kein Platz für "einfache Leute". 



Canale Giudecca
Am westlichen Ende, an der Fondamenta Biagio  hat sich in der Stuckymühle ein "Hilton" angesiedelt, nicht ganz so exclusiv, aber noch immer nobel. Und  zwischendrin  liegen das Frauengefängnis, das aufgelassene Männergefängnis, eine Werft und venezianische Sozialbauten, aufgelassene Klöster, aber auch Redentore und Zidelle - zwei Kirchen Palladios.






Molino Stucky - Hotel Hilton
Die Stuckymühle -  eines der wenigen großen Industriedenkmäler Venedigs, jetzt ein "Hilton" (mit Pool auf dem Dach).




 Kloster S. Biagio e Cadaldo
.Bildnachweis: Wikipedia
Auf dem Areal befand sich ursprünglich seit dem 13.Jh. das Kloster San Biagio e Cadaldo, ein Konvent der Benediktinerinnen.
Die heilige Beata Giuliana di Collalto (1186 - 1262), deren Familie heute noch in Susegana in der Nähe von Treviso ein Weingut betreibt, gründete das Kloster, dessen Bestehen erst durch die Säkularisierungen Napoleons ein Ende fand.


S.Biagio e Cadaldo
Ansicht 1573
Bildnachweis:Wikipedia


Bildnachweis: Wikipedia
Selbst zeitlebends  offensichtlich an Migräne leidend, wurden Beata wundertätige Heilkräfte nachgesagt - speziell Migränekranke wandten sich an sie. 
Ihre sterblichen Überreste sind nach einigen Umbettungen in der Kirche St. Eufemia zu finden.(Kapelle St.Anna). Hier wird heute  noch an Ihrem Todestag, dem 1.September um 19 Uhr eine Messe gelesen.



Molino Stucky





Giovanni Stucky
Die Geschichte der Molino Stucky beginnt 1880.  Der schweiz-venezianische  Unternehmer Giovanni Stucky (1843 - 1910) lässt das verlassene Kloster abreissen und errichtet eine moderne Getreidemühle mit Teigwarenfabrik, die bis 1955 als die größte und modernste ihrer Art in Italien galt. Um 1912 in Ihrer Blütezeit waren hier  an die 1500 Arbeiter beschäftigt.
Stucky gilt als Wohltäter der Stadt, sozial und kulturell engagiert - und doch, seine Ende -  ein Drama. Einer seiner ehemaligen Arbeiter lauert am Bahnhof und schlitzt Stucky's Kehle mit einem Rasiermesser auf.

Der Sohn Giancarlo übernimmt den florierenden Betrieb. Der Niedergang beginnt nach dem Krieg - der Hafen in Maghera wird in Betrieb genommen, das Unternehmen gerät ins Abseits, im zweiten Weltkrieg verschärft sich die wirtschaftliche Lage so sehr, dass Giancarlo Stucky den Freitod wählt. Conte Cini, ein Konkurrent der Stucky's übernimmt die Leitung, aber Sanierungsversuche schlagen fehl, die Mühle schließt 1955.

Der Riesenkomplex zerbröckelte langsam, einige Venezianer wollen zeitweise geheimnisvolle Lichtblitze in den verlassenen Gebäuden wahrgenommen haben und schrieben dies dem Geist der Beata Giulia di Collalto zu.
Erst 1998 entsteht der Plan das inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Bauwerk in ein Kongresszentrum mit Hotel und einigen Wohnungen zu verwandeln. Nachdem ein Feuer die Bauausführung dahingehend unterstützt hatte, die Vorschriften des Denkmalschutzes nicht mehr beachten zu müssen, wurde das Hotel 2007 eröffnet.



Aussicht vom Hilton


Blick von der Giudecca auf S.Maria delle Salute